Die Sportgemeinschaft Geltow beging im Jahr 2000 ihr 50-jähriges Bestehen. Am 15. Februar 1950 verhalfen sportbegeisterte Bürger von Geltow mit der Gründung der SG Geltow dem traditionsreichen Vereinssport in unserem Ort zu neuem Leben.

Jedoch nicht erst seit 50 Jahren widmen sich die Bürger von Geltow der sportlichen Betätigung aus den unterschiedlichsten Gründen: Spaß und Freude, Wettkampf und Leistung, Fitness und Gesunderhaltung, Ausgleich und Entspannung, Kommunikation und Geselligkeit.
Turnbegeisterte Männer aus Geltow werden wohl diesen unterschiedlichen Beweggründen gefolgt sein, als sie am 1. März 1886 den Männerturnverein (MTV) gründeten. Durch ein über 100 Jahre altes Tagebuch des MTV Geltow erhalten wir interessante und aufschlussreiche Kenntnisse, Einsichten und Einblicke über das damalige Vereinsleben.Nach dem Statut des MTV Geltow verfolgte der Verein den Zweck, seine Mitglieder allseitig körperlich auszubilden. Unter dem Motto des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn: -frisch, fromm, fröhlich, frei- dafür stehen die vier F im Signet des MTV, wurden “durch gemeinsame und regelmäßige Turnübungen, Turnspiele, Turnfahrten und Pflege des vaterländischen Gesanges” ein geselliges Vereinsleben gestaltet. Gesungen wurde zu jeder sich bietenden Gelegenheit Jede Turnstunde, jede Versammlung wurde mit einem Lied begonnen und mit einem Lied beendet. So ist es nicht verwunderlich, dass der im Jahre 1895 gegründete Männerchor „Concordia“ Geltow aus dem MTV Geltow hervorging.

Wie es sich für einen richtigen Verein gehört, bereits in der Gründungsphase hatte er ca. 60 Geltower als Mitglieder, wurde aus ihrer Mitte der 1.Vorsitzende Albert Stolp, ferner ein Kassenwart sowie ein Schriftwart und sogar ein Zeugwart gewählt. Letzterer hatte sich besonders um die Geräte und den Übungsplatz zu kümmern. Einen besseren Mann als Gustav Drevers konnte man nicht finden, stellte er doch seine Gaststätte – späterhin von Lüthgens übernommen – als Vereinslokal und seinen Saal für Übungen und Versammlungen sowie Vereinsvergnügungen zur Verfügung.
Wie sich der Verein in den Anfängen entwickelte, belegt am besten folgender originaler Auszug einer Aufzeichnung aus dem Tagebuch des MTV Geltow von 1886:

„Mit mancherlei Schwierigkeiten und Vorurteilen kämpfend, aber redlich unterstützt von den benachbarten Turnvereinen Caputh und Werder hat er sich (der MTV) unter kräftiger und umsichtiger Leitung zu seiner jetzigen Höhe emporgeschwungen. Praktischer noch als die genannten Vereine hat sich der Potsdamer Männer Turn Verein seiner angenommen durch gelegentliche Turnfahrten nach hier, weil dadurch turnerischer Blick und Anstand dem Geltower Verein mehr und mehr beigebracht wurde.
Den ersten Ausflug machte der Verein in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag zu Pfingsten den 13.Juni. Das Sedanfest beging der Verein am 29.August. Gegen 1 Uhr traten die Turner vor dem Vereinslokal an, und unter Vorantritt der Musik marschierten sie durch das Dorf, unterwegs die Vereinsabzeichen den Ehrenmitgliedern übergebend. Im Birkenwäldchen wurde darauf haltgemacht durch Freiübungen und Turnen am Schaukelreck, ein Schauturnen veranstaltet, darauf fand ein Wettklettern am Tau statt. Ein Ball machte den Abschluss des schönen Festes.
Ein zweiter Ausflug fand statt über Kuhfort, Eiche bis Bornim, von da zurück nach Eiche, etwa 2 Stunden Aufenthalt daselbst und Rückmarsch abends 8 Uhr, diesmal schon mit Spielleuten.“(1)

Noch zwei Auffälligkeiten beim Lesen des Tagebuches des MTV sollen erwähnt werden. Das waren zum einen die recht häufigen Vergnügungen und Feste im Jahr wie Maskenball, Stiftungsfeste und Sportfeste, die immer mit einem Tanzabend endeten, und zum anderen wurden die Wege zu den Sportfesten anderer Vereine auf Schusters Rappen zurückgelegt. Dies war auch am 4. August 1889 so, als die Turner um halb 6 Uhr vom Vereinslokal nach Brandenburg zum Stiftungsfest des Männer-Turnvereins marschierten, dort am Turnen teilnahmen und anschließend wieder zu Fuß den Rückweg antraten. Für uns Zeitgenossen unvorstellbar, aber doch kennzeichnend für den volkssportlichen Charakter des Turnens und den Enthusiasmus der Vereinsmitglieder. Dies betonten immer wieder Willi Katzer und Heinz Rutschke, die der Autor noch als Zeitzeugen befragen konnte.